Hüft-Operation "to go"

Berichterstattung über eine Live-OP einer ambulanten Hüftprothesenoperation

10.000ste Knieprothese

Prof. Grifka: Herr Roider, wir sitzen hier zusammen, weil Sie von uns die 10.000ste Knieprothese implantiert bekommen haben. Das ist eine große Zahl. Unsere Klinik hat einen Schwerpunkt im Bereich der künstlichen Gelenke, vor allem Hüftgelenke, Kniegelenke. Das sind die häufigsten neuen Gelenke. Die Technik für diese Operationen haben wir hier in der Klinik entwickelt. Sie sind nun per Zufall der Patient, der das 10.000ste Knieimplantat von mir bekommen hat. Vielleicht können Sie einmal erzählen, wie die Beschwerdesymptomatik vor der Operation war.

Herr Roider: Ich war ja seit meiner Kindheit Fußballer. Und als ich dann in das Alter von 40 – 45 gekommen bin, habe ich gemerkt: Mensch, meine Knie zwicken immer mehr. Jeder Schritt beim Treppensteigen hat mir so wehgetan, dass ich zum Arzt gegangen bin, eine zweite Meinung bei Ihnen eingeholt und in den Gesprächen schon gemerkt habe, dass ich eine Knieprothese brauche. Ich habe es irgendwann ohne Tabletten nicht mehr ausgehalten. 

Auch die Nächte waren furchtbar. Ohne Kissen zwischen den Beinen, zwischen den Knien, konnte ich nicht mehr schlafen. Jede Stunde bin ich wach geworden. Jeder Versuch, sich in die andere Richtung zu drehen, war schwierig. Spazierengehen ist gar nicht mehr gegangen. Zum Schluss habe ich nicht mal mehr rauchen gehen können, weil jeder Schritt so wehgetan hat.

Prof. Grifka: Wenn Sie jetzt überlegen, wie das im ganzen Ablauf war, also Vorbereitung auf die Operation, die Opera-tion selbst, wie Sie die erlebt haben, und was nach der Operation noch alles gewesen ist …

Herr Roider: Die Aufnahme und auch die OP selber mit der Narkose war kein Problem. Ich war eine Zeit lang im Aufwachraum, bis ich dann zur Station verlegt wurde – das war sehr angenehm. 

Ich habe es mir von den Schmerzen her schlimmer vorgestellt, als es dann letztendlich war. Rundum war ich sehr zufrieden.

Prof. Grifka: Wichtig ist, dass man die Beweglichkeit, die man vor der Operation hat, die volle Streckung des Kniegelenkes und die Beugung, auch nachher erreicht und somit z.B. wieder Radfahren kann. Hier muss man sehr, sehr schnell trainieren, damit man diese Beweglichkeit beibehält. Wichtig ist auch das Gehstützen-Training: Zuerst wird auf dem Stationsgang Gehen, dann Treppe steigen geübt.

Herr Roider: Es hat mich sehr gewundert, diese Beweglichkeit schon bei der ersten Knie-TEP. Kaum ist man das erste Mal vom Bett raus, dann kommt schon die Physiotherapeutin. Für mich war es sehr gut und auch wichtig, dass man sofort nach der Operation mit der Mobilisation, sprich mit der Physiotherapie im Krankenzimmer, beginnt.

Selbstständig und mobil nach Knieoperation

Viele Patienten sind ihr Leben lang aktiv und gewohnt, ihren Alltag selbstständig zu gestalten. Mit den Jahren kommen die ersten „Wehwehchen“. Patienten mit Kniearthrose wissen, wie es sich anfühlt, plötzlich in der Mobilität eingeschränkt und auf Hilfe angewiesen zu sein. Aus diesem Grund ist es uns wichtig, interdisziplinär neue Therapiekonzepte zu entwickeln, um eine gute und sichere Patientenversorgung im Anschluss an eine Operation zu gewährleisten. Deshalb wurde an der orthopädischen Universitätsklinik Regensburg am Klinikum Bad Abbach Anfang 2018 ein Konzept entwickelt, um Patienten nach einer Operation schneller auf die Beine zu bringen: die Fast-TrackEndoprothetik. In Zusammenarbeit mit ambulanten Rehabilitationsstrukturen konnte dieses Verfahren weiterentwickelt werden, um Patienten eine rasche und sichere tagesstationäre Versorgung mit einem neuen Knie- oder Hüftgelenk anbieten zu können.

Herr Hagn ist einer der Patienten, die mittlerweile von diesem ambulanten Therapieverfahren profitieren konnten. Er erhielt im März 2021 ein neues Kniegelenk rechts. Der 72-jährige Patient berichtete bei seiner Erstvorstellung in unserer Kniegelenksprechstunde über seit mehreren Jahren bestehende belastungs- und bewegungsabhängigen Schmerzen im rechten Kniegelenk. 

Aufstehen nach der Operation mit Physiotherapeutin Anne Toffel

Dabei zeigte sich ein typisches Bild mit beschwerdebedingter Einschränkung der Lebensqualität bei ausgeschöpften konservativen Behandlungsmöglichkeiten. Er berichtete, er sei sportlich noch aktiv mit dem Anspruch auch noch in Zukunft fit und mobil zu bleiben und dabei das Leben genießen zu können.

Herr Hagn entschied sich für die ambulante Knieprothesen-Operation. Für ambulante Prothesenoperationen haben wir ein spezielles Schulungsprogramm ausgearbeitet, das diese Patient:innen vor der Operation durchlaufen und dabei eine genaue krankengymnastische Unterweisung bekommen. Mit fünf Trainingseinheiten werden Bewegungsabläufe – auch mit Kniestützen Treppe gehen, Bewegungsübungen für Muskelkräftigung, Stabilisation und Dehnung trainiert sowie ein spezielles Programm zur Koordinationsschulung, um die Sicherheit beim Gehen zu verbessern. Ebenso wird ein leichtes Gerätetraining (in geschlossener Kette) absolviert. Physiotherapie und Patient bestätigen jeweils das Absolvieren der verschiedenen Etappen des Vorbereitungsprogramms. Anschließend überzeugen wir uns in der Klinik davon, dass der Patient mit allem gut vorbereitet ist und auch sein häusliches Umfeld für eine ambulante Operation passt.

Sodann wird bei dem Patienten ein besonders schonendes Operationsverfahren mit Teilnarkose des Beines, einer blutsparenden operativen Vorgehensweise und einer Schmerztherapie vor Ort am Kniegelenk, wo präpariert wird, durchgeführt. Etwa zwei Stunden nach der Operation kann der Patient dann aufstehen. Herr Hagn berichtete über ein nur mildes Spannungsgefühl im Knie. Das Kniegelenk war frei beweglich. Er absolvierte noch auf dem Stationsflur einen entsprechenden Bewegungsparcours und ist sicher Treppe gestiegen. Sodann konnte er noch am Operationstag nachhause entlassen werden. In den Folgetagen war er dann wiederum zur ambulanten Physiotherapie in dem Trainingszentrum, in dem er auch die Vorbereitung vor der Operation durchlaufen hat.

So konnte Herr Hagn die Tage nach Operation ohne Schmerzen zuhause verbringen, seinen Alltagsaktivitäten nachgehen und sehr schnell wieder seine Belastbarkeit und Mobilität steigern. Mit den beigefügten Videos berichtet er, wie seine Phase nach der Operation verlaufen ist und wie schnell er wieder freizeitmäßig aktiv sein konnte, bis hin zum Skifahren.

Schneller auf den Beinen – rascher unabhängig

In Deutschland werden immer mehr künstliche Knie- und Hüftgelenke eingesetzt:
Rund 400.000 im Jahr. Mit der steigenden Zahl der Erstoperationen steigt die Zahl der Folgeoperationen.

Die Orthopädische Universitätsklinik Regensburg ist deutschlandweit und international führend bei Operationen mit künstlichen Gelenken. Schon in der Vergangenheit waren OP-Techniken und Behandlungskonzepte aus Bad Abbach richtungsweisend für das orthopädische Fachgebiet. Kontinuierlich sind Gäste aus aller Welt in Bad Abbach, um fortschrittliche Behandlungskonzepte kennen zu lernen.

Schon wenige Stunden nach der Operation auf den Beinen

Der Hüftgelenkersatz ist einer der Schwerpunkte der Entwicklung. So wurde vor gut 10 Jahren in Bad Abbach eine spezielle, muskelschonende Operationstechnik entwickelt. Diese Technik erlaubt, das Hüftgelenk freizulegen, ohne die Muskulatur abzulösen oder zu zerschneiden. In den meisten Kliniken in Deutschland werden auch heute noch Schnitte seitlich oder von hinten gesetzt, um das Hüftgelenk zu erreichen. Dabei wird die Muskulatur durchschnitten. Dies führt zu vermehrten Blutungen. Die Muskulatur muss anschließend wieder aufwändig genäht werden. Die Mobilisierung nach einer Operation ist schwieriger, da die Muskulatur beschädigt und schmerzhaft ist. Außerdem kann es zu muskelbedingten Vernarbungen der Muskulatur kommen.

Anstelle des Durchschneidens der Muskulatur wurde in Bad Abbach eine Micro-Hip-Technik entwickelt, bei der die Operation durch eine Muskellücke erfolgt. Die Muskeln werden lediglich mit den Fingern auf einer kurzen Strecke auseinandergeschoben und nicht zerschnitten. So erreicht man das Hüftgelenk muskelschonend und ohne vermehrte Blutung.

Intakte Muskulatur – kaum Schmerzen

Die Operationstechnik als solche ist für den Operateur anspruchsvoller, für den Patienten aber ein großer Gewinn, da er kaum Schmerzen hat und die Muskulatur intakt bleibt. So ermöglicht diese muskelschonende Operationstechnik der Micro-Hip, dass der Patient schnell wieder auf den Beinen ist und damit schneller persönlich unabhängig, sich also auch schnell hygienemäßig selbst versorgt.

„Mein Zustand vor der OP war so schlecht, dass ich nicht mehr in der Lage war, den Alltag zu bewältigen. Die Schmerzen wurden immer schlimmer – bei Tag und bei Nacht. Es gab keine andere Möglichkeit als ein neues Hüftgelenk.

Ich war überglücklich, dass ich schon im Aufwachraum schmerzfrei mit der Krankengymnastin einige Schritte gehen konnte.“

„Ich kann mich jetzt wieder selber versorgen und habe, was das Hüftgelenk anbelangt, keinerlei Schmerzen mehr.“

J.W., 94 Jahre

Die muskelschonende Operationstechnik erlaubt es, noch einen Schritt weiter zu gehen. Mit einem speziell ausgearbeiteten Früh-Mobilisierungsprogramm und einer intraoperativen Anwendung von lokal wirksamen Betäubungsmitteln (lokale Infiltrationsanalgesie) kann der Patient bereits 2 Stunden nach der Operation unter physiotherapeutischer Anleitung die ersten Schritte unternehmen.

Für dieses Programm erfolgt bereits vor der Operation ein Gehtraining mit Unterarmgehstützen. Nach dem ersten Aufstehen kurz nach der Operation folgen 2x täglich gezielte krankengymnastische Behandlungen auf Station und ein neues Programm konsequenter Eigenübungen für das mehrmalige tägliche Trainieren.

Es ist eine Besonderheit unserer Klinik, dass Patienten ihre/n persönliche/n Physiotherapeut/in haben, die/der sie über den ganzen stationären Aufenthalt begleitet. Der Patient wird in diesem zusätzlichen Programm vermehrt gefordert. Die Patienten freuen sich über die frühe Selbstständigkeit, eine weitere Verminderung des Schmerzmittelbedarfs und die schnelle Rückgewinnung des natürlichen Bewegungsablaufes.

So bauen innovative OP-Techniken und ausgefeilte Behandlungsprogramme aufeinander auf und bieten große Vorteile für den Patienten.

Jeder Schritt tat weh – jetzt Turniertänzer

Vor dreißig Jahren erlitt Herr Wölfle bei einem schweren Verkehrsunfall einen Beckenbruch mit Verlauf des Bruchs durch die Hüftpfanne. Dadurch entwickelte sich eine Arthrose des linken Hüftgelenkes, die so ausgeprägt war, dass selbst einfaches Gehen ständig Beschwerden machte. Im November 2010 implantierten wir ein neues Hüftgelenk in Microhip-Technik. Heute kann Herr Wölfle nicht nur problemlos seiner beruflichen Tätigkeit nachgehen, sondern geniest seine Freizeit mit besonderen Erfolgen als Turniertänzer.

Prof. Grifka: Wie hatten sich Ihre Beschwerden entwickelt?

Hr. Wölfle: Meine Beschwerden haben sich über Jahre hinweg entwickelt. Es resultierte aus einer Hüftpfannentrümmerfraktur aus dem Jahre 1980, die damals mit einer Platte und Schrauben operativ behandelt worden ist.

Operationsnarbe von 8 cm Länge, die kaum zu sehen ist
Röntgenbild vor der Operation mit arthrotisch zerstörtem, einsteifendem Hüftgelenk
Röntgenbild nach der Operation mit eingebrachtem Implantat

Was hat Sie im täglichen Leben besonders eingeschränkt?

Bei den Gehstrecken war es zunehmend anstrengend, das heißt es begann zunehmend wehzutun und beim Treppensteigen war es eine Herausforderung.

Wie war das Aufstehen, z.B. aus dem Sitzen?

Es war ein Gefühl, dass ich alles erst wieder einlaufen müsste. Die ersten Schritte waren dahingehend beschwerlich, dass ich erst wieder ins Laufen kommen musste. Kniebeugen waren nicht möglich.

Die Operation als solche ist ja für jeden Menschen, im wahrsten Sinne des Wortes eine einschneidende Maßnahme. Damit sind auch Ängste und Sorgen verbunden. Wie war das bei Ihnen vom Ablauf her?

Da werden Sie sich jetzt wundern. Es war geprägt von Vorfreude und Nachfreude: Es ist endlich vorbei. Diese Schmerzen sind weg, die wirklich schlimm waren. Ich habe mich gefreut, selbst das OP-Personal hat diese Vorfreude gemerkt, die sich gewundert haben: Wie kann ein Mensch sich so auf eine OP freuen? Ich habe genau gewusst, dass alles gut gehen wird, weil ich Vertrauen zu Ihnen gehabt habe. Das hat sich im Vorfeld schon aufgebaut und ich habe gewusst, dass Sie operieren und dass Sie mit einem tollen Team das schaffen, was ich mir so sehr gewünscht habe – keine Schmerzen. Die Operation selber war für mich eine logische Konsequenz und ein Etappenschritt auf dem Weg, das wieder zu tun, was ich auch tun will. Ich habe natürlich schon Hemmnisse gehabt, mich zu bewegen und war total überrascht, als ich innerhalb kürzester Zeit das erste Mal das Bett verlassen habe und ein paar Tage später bereits eingeladen wurde, zu Fuß von der Station in den Reha-Bereich zu laufen – ein großes Erfolgserlebnis.

Herr Wölfle, wir legen großen Wert darauf, dass wir den Patienten aufklären und informieren, obwohl man sich so gut fühlt sich nach der Operation. Es ist ja ein Schnitt, der keine Muskeln durchtrennt, wo ich dank dieser Technik die Muskeln nur auseinanderschiebe und die Implantate einsetzten kann und nicht etwa die Muskeln durchtrenne, wie das sonst immer üblich ist.

Muskel durchtrennen heißt, man schneidet durch den Muskel. Das bedeutet, dass man nachher alle Muskeln wieder nähen muss, die dann erst wieder zusammenwachsen und heilen müssen. Das ist die Phase, in der solche Patienten Schmerzen haben, in der sie in ihrer Beweglichkeit und beim Laufen noch eingeschränkt sind. Gleichwohl, auch mit dieser neuen Operationstechnik müssen wir natürlich die Ruhe im Knochen haben, damit der Knochen an das Implantat heranwächst und es komplett einmauert. Deswegen eine Entlastung mit Gehstützten, ganz konsequent für 5 Wochen, obwohl man sich eigentlich viel besser fühlt und denkt, man könnte Auftreten. Für viele ist das noch so eine kleine Bremse, aber das ist wichtig, damit diese Operation dann auch vom Ergebnis her langfristig gut ist.

In den Jahren danach hat sich das als sehr positiv erwiesen. Aufgrund meines Sports – ich bin Turniertänzer – habe ich einen hohen Anspruch an die Beweglichkeit, die Schrittgröße, aber auch an die Belastungsintensität. Das Jahr 2011 hatte ich genutzt, um die Grundlagen zu legen – damals in der untersten Turnierklasse. 2012 konnte ich so richtig mit Turnieren loslegen. Mittlerweile tanzen meine Frau und ich in der A-Klasse der Amateure, und nach der A-Klasse kommt nur noch die Sonderklasse – und die haben wir fest im Auge.

Da kann ich Ihnen nur zu Ihren persönlichen Erfolgen gratulieren und Ihnen für Ihr weiteres sportliches Ziel alles Gute wünschen.

Turniertanz mit höchsten Anforderungen an Koordination und Beweglichkeit